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Wo nur die Wiege stand
Über die Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte

Essay
Salzburg - Wien 2019


104 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag


€ 17 (E-Book 12.99 €)
ISBN: 978-3-7013-165-8
Otto Müller

 

Zum Buch:

Was verbindet Adolf Hitler und Papst Benedikt XVI? Ihre Geburtshäuser standen kaum 15 km voneinander entfernt auf beiden Seiten des Inn. Ihre Väter arbeiteten beim Zoll bzw. bei der Gendarmerie und wurden häufig versetzt. Mit den Eltern verließen sie ihre Geburtsorte im Alter von drei bzw. zwei Jahren auf Dauer. Der hat doch nur die Windeln hier gefüllt, klagt man in Braunau. Der hat Gott sei Dank die Windeln hier gefüllt, freut man sich in Marktl.

Der nachdenkliche und doch unterhaltsame Streifzug durch Geburtshäuser und -orte führt den Essayisten u. a. auch nach Ulm (Albert Einstein), Wunsiedel (Jean Paul), Klagenfurt (Robert Musil), Augsburg (Bert Brecht), Eisleben (Martin Luther), Eisenach (Johann Sebastian Bach), Tscherniwzi /Czernowitz (Paul Celan), Texing (Engelbert Dollfuß), Zamość (Rosa Luxemburg) oder Münchenbuchhausen (Paul Klee). Wie geht man jeweils um mit den Geburtsstätten sogenannter Prominenter (leider meist Männer), die objektiv so gut wie keine Spuren am Ort hinterließen? Was hat es mit der in der Bewerbung häufig behaupteten Aura solcher Plätze auf sich? Diesen und anderen Fragen geht der – wie immer bei Ludwig Laher – exakt recherchierte Text auf den Grund. Virtuos verknüpft er (Zeit-)Geschichte und Gegenwart, klaäuberlich auseinander.

Für die Arbeit an diesem Buch erhielt der Autor das Elias-Canetti-Stipendium 2018.

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Kritikerstimmen:

"Wo nur die Wiege stand" ist ein glänzender Essay über ein so virulentes wie schwer fassbares Phänomen, das bislang kaum Spuren in Dissertationen und Fachaufsätzen hinterlassen hat. Ein Text über das Durcheinander von historischer Disneyfizierung und touristischer Kommerzialisierung. "Wo nur die Wiege stand" erzählt viel über Pilgerfolklore und Niederkunft-Nostalgie - und über das Grundsätzliche der menschlichen Natur, die mühelos das Erhabene neben das Lächerliche (...) stellt. (...) Laher, 63, hat wichtige Romane über die österreichische NS-Geschichte geschrieben; er ist ein politischer Autor, dem die Historie als wertvolles Material dient. (...) Die Vergangenheit ist bei Laher kein schöner Ort. In seinen Büchern, die oft Leidens- und Lebenslügengeschichten erzählen, konfrontiert er das Land, das seit 1945 die Last von Schande und Scham mit sich herumschleppt, mit seiner Auto-Amnesie. Wer Lahers Bücher liest, schaut tief in Österreichs Geschichte. In "Wo nur die Wiege stand" enttarnt Laher die magische Aufladung alter Gemäuer als ausnahmslos fabriziert, er untergräbt den Mythos vom Genius loci lustvoll, bis dieser krachend in sich zusammenstürzt.

(Wolfgang Paterno, profil)

Der Essayist Laher lässt sich nun neu im unlängst erschienenen Band Wo nur die Wiege stand. Über die Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte entdecken. Anschauungsmaterial zu dem Thema hat der in St. Pantaleon im Innviertel lebende Autor ganz in der geografischen Nähe, und er fragt sich, wie die Geburtshäuser von Hitler in Braunau (die Familie zog weg, als Hitler drei Jahre alt war) und Josef Ratzinger, der Ex-Papst verließ das unweit gelegene Marktl am Inn jenseits der Grenze sogar etwas jünger, zu Tourismusmagneten der auch unerfreulichen Art werden konnten. Gerade die Passagen über Braunau sind erhellend. Nicht nur weil sie die wechselhafte Geschichte des Hauses aufnehmen und die Diskussionen, was nun mit dem Gebäude geschehen soll, noch einmal zusammenfassen, sondern vor allem, weil Laher in seinen Überlegungen tief schürft. Er zitiert aus Hitlers Mein Kampf und zeigt, welche Funktion die Grenzstadt Braunau für den später alle Grenzen missachtenden Hitler und für dessen politische Agenda hatte. Gerade die Geburt im vermeintlichen Niemandsland instrumentalisierte Hitler, der beim Anschluss achtlos an dem Gebäude vorbeifuhr, laut Laher, um den Ort der Geburt "mit einer Aura zu überziehen, die ihn als von der Vorhersehung bewusst Gesandten erscheinen ließ". Der Begriff Aura ist ein wichtiger. Laher referiert dabei naturgemäß auch auf Walter Benjamin, der zwischen "Spur" und "Aura" unterschied: "In der Spur werden wir einer Sache habhaft, in der Aura bemächtigt sie sich unser." Wo nur die Wiege stand ist ein bitterernstes Buch, auch in den Passagen über den seltsamen Kult um das Geburtshaus von Engelbert Dollfuß. Es ist aber auch ein Band, der immer wieder von Humor und feiner Ironie durchzogen ist, etwa wenn es um die Interessen der Tourismusindustrie und die früh verlassenen Geburtshäuser von Albert Einstein, Georg Büchner oder Robert Musil in Klagenfurt geht.

(Stefan Gmünder, Der Standard)

‚Wo nur die Wiege stand‘ ist lehrreich und spannend zugleich, und oft muss und darf man sogar lachen. Kompositorisch ist das Kunststück, auf der einen Ebene immer weitere Informationen mit oft köstlichen Anekdoten zu den Windelhäusern großer Geister zu bieten und auf der anderen die Reflexion über das Gedenken weiterzutreiben, prächtig gelungen. Es sind gleichsam zwei Kreise, die sich immer neu ineinanderschieben, das Erzählerische, Informative und das Nachdenkliche, Reflexive.

(Karl-Markus Gauß)

Was verbindet Albert Einstein mit Papst Benedikt XVI., Hitler, Martin Luther und Rosa Luxemburg? Sie alle verzogen innerhalb der ersten Jahre nach ihrer Geburt. „Wo nur die Wiege stand“ heißt ein origineller Essay von Ludwig Laher, der im Otto Müller Verlag erschienen ist. Der Autor untersucht „die Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte“: Ja, die Ulmer seufzen auf, wir kennen dieses Problem. Aber wie verhalten sich andere Städte und Gemeinden zu ihren Wickelkindern, die später Weltgeschichte schrieben – als sie freilich längst nicht mehr dort wohnten? Und was hat es eigentlich mit der viel beschworenen Aura solcher Schauplätze auf sich? (...) Laher räsoniert, auch mit viel Schmäh, über die Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte, zählt viele Beispiele auf, hat gut recherchiert (...), sein Essay ist anregend und guter Gesprächsstoff.

(Jürgen Kanold, Südwest Presse, Neckar-Chronik)

Ludwig Laher wundert sich – und das aus gutem Grund. Wie kommt es, fragt er, dass den Geburtshäusern von Persönlichkeiten aus Politik und Kultur eine geradezu "magische Aura" angedichtet wird? Insbesondere dann, wenn der Geburtsort nur für wenige Wochen auch Wohn- und Aufenthaltsort der jeweiligen Person war. (...) In Braunau (...) wäre man sicher erleichtert, würde sich das Hitler-Geburtshaus als bloße Fiktion erweisen. Laher erläutert klug und sachlich, warum es zwar schwierig ist, für dieses Haus eine politisch überzeugende Lösung zu finden, er vermisst aber auch "eine selbstbewusste Strategie" der Verantwortlichen. (...) Ludwig Laher gelingt es, die lächerlichen Seiten des Phänomens "Geburtshaus" zu zeigen. Er banalisiert aber das Thema nicht. In überzeugenden Reflexionen geht er den starken Mythen auf den Grund, den Orte und Umstände der Geburt auslösen. Nicht ohne Grund steht die Krippe von Bethlehem im Zentrum einer weltweit erfolgreichen heilsgeschichtlichen Erzählung. "Wo nur die Wiege stand" ist ein ebenso unterhaltsamer wie informativer Essay.

(Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten)

Man darf immer schmunzeln, Laher, der mit seinen Büchern durchaus sehr ernst zu nehmen ist, zeigt sich hier oft von der heiter-ironischen Seite. (...) Er hat sorgfältig recherchiert und einen brillanten Essay geschrieben. Er macht sich bisweilen witzig über die Sujets, verliert aber nie die Balance zwischen kluger Reflexion und hintergründiger Information, wenn es um die Aura vermeintlicher Heroen, die Anziehungskraft ihrer Herkunft oder die Auswüchse der Vereinnahmung ihrer "hagiografischen Bedürfnisanstalten", wie Laher die "Promi-Geburtsstätten auch nennnt, geht. Fazit: Absolut lesenswert, sehr kurzweilig.

(Stefan Rammer, Passauer Neue Presse)

Wenn man sich von der Etymologie des Wortes Essay assoziativ verleiten lässt und die Abstammung vom spätlateinischen Substantiv exagium mit "das Wägen" oder "das Gewicht" übersetzt, erscheint es sehr angebracht, dass Ludwig Laher sich in seinem aktuellen Essay mit den Orten der Wiegen prominenter Persönlichkeiten beschäftigt. (...) Auf der Suche nach der Aura dieser Geburtshäuser, welche von den musealen Einrichtungen stets heraufbeschworen wird, wird Laher zu einem Aufdecker skurriler Erinnerungsprojekte, deren ungewollter Hang zur Satire unglaublich erheiternd ist. (...) In den beiden letzten Kapiteln wird der Reisebericht nun endgültig vom philosophischen Essay abgelöst. (...) Wie auch in seinen Romanen, sowohl Portraits von vergessenen Künstlern als auch Auseinandersetzungen mit den blinden Flecken der österreichischen Geschichte, bildet eine ausführliche Recherche die Grundlage für Ludwig Lahers Essay. Wiewohl die dokumentarische Arbeitsweise vorherrschend ist, so kommt das Essayistische nicht zu kurz, ist die Sprache pointiert präzise und birgt der klug strukturierte Text einige überraschende Wendungen.

(Lukas Brandl, Literatur und Kritik)

Der Schriftsteller Ludwig Laher beschäftigt sich in seinem neuen Buch 'Wo nur die Wiege stand' mit der Aura früh verlassener Geburtsorte. Das eine Mal geht es um Verehrung, das andere Mal um Abstoßung. (...) Kunstvoll verknüpft Ludwig Laher verschiedene Orte und Persönlichkeiten. Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, wieso Geburtsorte berühmter Persönlichkeiten bis heute in Erinnerung gehalten werden. Oft ist es schlicht ein Interesse, den Ort zu vermarkten, manchmal das Bedürfnis, Persönlichkeiten zu verorten.

(Jakob Fessler, Ö1, Leporello)

"Wo nur die Wiege stand" behandelt die Aura und Anziehungskraft (oder auch nicht) früh verlassener Geburtsorte. Markanter definiert als "Windelorte", wobei Laher durchaus gewagte Verknüpfungsperspektiven entwickelt. Etwa die räumliche Nähe von Braunau und Marktl am Inn zu einer Parallelbetrachtung extrem unterschiedlicher Charaktere heran zu ziehen. (...) Neben Adolf Hitler und Joseph Ratzinger führen Lahers Streifzüge u.a. auch zu Albert Einstein und den Rudimenten seines Geburtshauses in Ulm oder Dollfuß und Paul Klee. Wer sich über den von den Genannten ausgelösten Reliquien- und teilweise mehr als fragwürdigen Devotionalienhandel in allen Details informieren will, ist mit Lahers Buch gewiss optimal bedient.

(Roland Ruess, Kronen Zeitung)

Der Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte widmet sich der Autor Ludwig Laher in seinem neuen Essayband: Was macht die „Aura“ jener Orte aus, in denen ein später „großer Sohn“ seinen ersten Schrei tat? (Um die Geburtsorte großer Töchter schert sich nämlich kaum jemand; die Gedenktafel für Rosa Luxemburg wurde im Vorjahr abmontiert.) Während Braunau auf den Namen Hitler allergisch reagiert, nutzt das 15 Kilometer entfernte Marktl die Tatsache, dass der spätere Papst Benedikt XVI. hier geboren wurde, auch kommerziell geschickt aus. Laher berichtet von „Geburtshäusern“, die gar keine sind (wie bei Martin Luther), sowie von bedenklichen Inszenierungen (etwa im Engelbert-Dollfuß-Museum). Manchmal formuliert der Autor etwas umständlich, in Summe aber legt er einen amüsanten und informativen Streifzug von Bach bis Brecht, von Einstein bis Musil vor.

(Gerlinde Pölsler, Falter)

In Ludwig Lahers kurzweiligem Essay mit dem Titel „Wo nur die Wiege stand“ liegt die Betonung auf dem „nur“. Auf hundert Seiten geht er der Frage nach, warum den Geburtsorten bekannter Persönlichkeiten so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Seine Schilderungen offenbaren Groteskes - man weiß nicht, ob man über das zwischen Heldenverehrung und Kommerz angesiedelte Phänomen weinen oder lachen soll. (...) Laher spannt bei seiner Spurensuche den Bogen von den tatsächlichen oder vermeintlichen Geburtshäusern Bertolt Brechts, Paul Celans, Johann Sebastian Bachs und Martin Luthers, über jenes von Albert Einstein bis hin zum Geburtsort von Rosa Luxemburg, die nicht nur aus politischen Gründen sondern wohl auch wegen ihres Geschlechts einer solchen Inszenierung nicht für würdig befunden worden war.Laher beschreibt (...) unterhaltsam die seltsamen Blüten, die die Suche der Kommunen nach „Umwegrentabilität“ in Bezug auf Prominente aus Kultur und Politik treibt. Sein geistreicher Essay liest sich leicht und pendelt geschickt zwischen Unterhaltung und Information.

(Tiroler Tageszeitung)

Nützen und unterhalten sollten sie - so lautet eine der klassischen Definitionen der an Schriftsteller gestellten Erwartungen. Beide erfüllt der literarische Essay des Autors vorzüglich. Er macht sich auf die Spur der Aura von Geburtshäusern, die oft nur temporäre "Windelorte" waren und im weiteren Leben der dort Geborenen häufig wenig bis gar keine Rolle spielten. Die Auswahl der Protagonisten (ja es sind hauptsächlich Männer) könnte nicht unterschiedlicher sein: von Hitler und Ratzinger, Luther und Bach, Mozart, Jean Paul, Rosa Luxemburg, Einstein, Dollfuß bis zu Celan und Paul Klee spannt sich der Bogen der Anekdoten, Fakten und Fälschungen, verbunden durch kluge und erhellende Reflexionen Lahers. Pointiert setzt er sich mit der Anziehungskraft der Geburtshäuser auseinander, zeigt die oft skurrilen Bemühungen der Betreiber, daraus Kapital zu schlagen. Nicht selten nimmt man es dabei trotz besseren Wissens mit dem Umgang mit historischen Fakten nicht ganz so genau. Mystifizierungswünsche und ideologische Interessen deckt der Essay auf, aber auch den abweichenden Umgang mit Geburtsstätten von berühmten Frauen; diese werden kaum erwähnt oder die öffentliche Erinnerung an sie wird sogar getilgt. - Ein wichtiger Beitrag zur Kultur der Erinnerung. Informativ, kritisch, unterhaltsam, anregend. Dringend allen Bibliotheken empfohlen.

(Fritz Popp, Bibliotheksnachrichten)

Musil und Klagenfurt oder Einstein und Ulm: »Wo nur die Wiege stand« – Betonung auf »nur«, denn im Fokus von Ludwig Lahers kritisch-pointiertem Essay stehen Geburtsorte berühmter Persönlichkeiten, in denen diese nur ihre Wickel- und Wiegenmonate zugebracht haben; ein Fakt, der freilich manche Orte keineswegs an einer (mehr oder weniger geglückten) Selbst-Positionierung und -vermarktung als Gedächtnisort hindert. Laher beleuchtet verschiedene Strategien im Umgang mit den Geburtsstätten; dem bisweilen grotesken Missverhältnis zwischen der faktisch-biographischen Bedeutungslosigkeit und dem inszenatorischen Aufwand, der um jene »Windelorte« getrieben wird, begegnet der Essayist dabei auch mit Humor.                                                                

(Johannes Tröndle, alte-schmiede.at)

Launig und mit spitzer Feder lässt uns Laher an seiner fundiert recherchierten Geburtsstättentour teilnehmen, die von Paul Klee über Robert Musil, Johann Sebastian Bach, Rosa Luxemburg bis hin zu Albert Einstein reicht und immer wieder nach Braunau am Inn führt. Nicht selten sorgen seine Schilderungen für Stirnrunzeln und Schmunzeln - wenn beispielsweise die falschen Häuser als Referenzobjekte zelebriert werden. Am Ende dieser Reise sind wir bereichert, aber auch nachdenklich: Was hat es wirklich auf sich mit der Aura solcher Orte?

(Barbara Krennmayr, Kulturbericht Oberösterreich)

Ludwig Laher trägt historisches Wissen und tagespolitische Beleuchtung zusammen, er greift in die braune Brühe und stellt die richtigen Fragen nach Berühmtheit und Berühmtheiten. Er geht den Dingen auf den Grund, lässt EntscheidungsträgerInnen zu Wort kommen und sich manchmal selbst dabei verraten. Vergessen wir auch nicht auf das „nur“ im Titel des Essays: Da waren keine ersten Auftritte, da waren keine Bühnen für die Porträtierten aufgestellt. Aber da sind die wendigen VermarkterInnen der Marktgemeinden, die die großen Söhne und Töchter ins Licht rücken, egal, wie viel Schatten die beiden aus Braunau und Marktl auch werfen. Es ist das Verhältnis der Städte/Märkte zu ihren Berühmtheiten, das hier im Fokus steht.

(Christina Repolust, Welt der Frauen)

Ludwig Laher, geboren 1955, beweist sich in seinem neuen Buch „Wo nur die Wiege stand“ (Otto Müller Verlag) erneut als akribischer Rechercheur: In Essay-Form schreibt der Autor über die Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte, über deren besondere Aura und Aktivitäten und auch über den wirtschaftlichen und imagemäßigen Vor- oder Nachteil. Denn manche Orte stehen in Verbindung mit Personen, die der Menschheit wenig Gutes gebracht haben. Von Hitler über Benedikt XVI., Albert Einstein, Jean Paul, Robert Musil, Bert Brecht, Martin Luther, Johann Sebastian Bach, Paul Celan, Engelbert Dollfuß, Rosa Luxemburg bis hin zu Paul Klee reicht der Bogen des Streifzuges. Ludwig Laher deckt bislang Unbekanntes, Kurioses und Erstaunliches rund um allseits bekannte Namen aus Literatur, Politik und Wissenschaft auf – immer in Relation zu jenem Ort, an dem einst die Wiege stand.

(Juliane Lehmayr, orf.at)

Selbst große Tiere haben einmal klein angefangen, weshalb für die Vermarktung von Persönlichkeiten der Geburtsort immer ein kapitaler Schatz ist, welcher einer Gemeinde zufällt, in der sich der Säugling zum ersten Mal auf dieser Welt gemeldet hat. Ludwig Laher geht mit gesundem Argwohn jenen Kulten nach, die sich um die Geburtsorte mit einmaligem Windelwechsel ranken. Gerade die Literaturwissenschaft, die mittlerweile völlig kommerzialisiert ist, setzt sich immer wieder zum ökonomischen Ziel, einen uninteressanten Ort durch Anbringen diverser Schautafeln zu einem Geburtsort und damit Hotspot mit Overkill-Faktor zu machen. (...) Ludwig Laher erzählt mit Kopfschütteln von diesen Kulten über die Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte. Sein Essay ermuntert die Leserschaft vor allem dazu, in der eigenen Umgebung nach solchen abgewrackten und aufgemotzten Wiegenorten zu suchen.

(Helmuth Schönauer, Gegenwartsliteratur)

Erster Schrei und volle Windeln: Reicht das für die besondere Aura eines Ortes? Keinen besseren Platz könnte es für eine Lesung zur "Anziehungskraft früh verlassener Gebrutsorte" geben als das Musil-Haus, konnte Klagenfurts "Aushängeschriftsteller" wohl noch nicht selbst gehen, als er sein Geburtshaus für immer verließ. (...) Geistreich-augenzwinkernd betrachtet der oberösterreichische Autor den Umgang von Gemeinden und Hausbesitzern mit den Windelorten - hauptsächlich männlicher - Persönlichkeiten.

(Tina Perisutti, Kronen Zeitung)

Zum Kopfschütteln, Schmunzeln, aber auch zum ernsthaften Nachdenken will Ludwig Laher mit seinem Essay über die geheimnisvolle Aura der Geburtsorte Prominenter aus der Weltgeschichte anregen. Kaum fünfzehn Kilometer liegen Braunau und Marktl voneinander entfernt. Gemeinsam ist beiden Orten am Inn, dass sie kurz Elternpaare mit Wickelkindern beherbergten, die Weltgeschichte machen sollten. Während Marktl versuchte, aus den beiden ersten Lebensjahren des deutschen Papstes möglichst viel Kapital zu schlagen, hadert Braunau mit seinem "Adlf-Schicksal". Die kurzweilige Abhandlung spürt unter anderem der Frage nach, was es mit der Magie solcher Schauplätze auf sich hat.

(Oberösterreich Magazin)

Auf Einladung des Kulturvereins las Ludwig Laher in der Stadtbücherei aus seinem soeben erschienenen Buch „Wo nur die Wiege stand“. Der Autor geht darin der Frage nach, was es für Orte bedeutet, im Besitz von Geburtsstätten berühmter oder berühmt-berüchtigter historischer Persönlichkeiten aus Politik, Kultur oder Wissenschaft zu sein. Interessant und lebhaft im Vortrag schilderte Laher unter anderem Auszüge aus den Kapiteln, die sich mit Braunau und Hitler oder Marktl und seinem großen Sohn Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI beschäftigen. Für die zahlreichen Zuhörer war es ein sehr interessanter und unterhaltsamer Abend.

(Omer Tarabic, Tips)

Ob Braunau am Inn oder das nur wenige Kilometer entfernte Marktl, manche Orte sind in der Wahrnehmung untrennbar mit den dort geborenen Personen verbunden, obwohl diese dort oft nur die ersten Monate ihres Lebens tatsächlich verbracht haben. Woher kommt diese Aura des Geburtsortes und welche manchmal absonderlichen Blüten treiben der Umgang dieser Gemeinden mit ihren geliebten oder manchmal lieber verschwiegenen Sprößlingen? Diesen Fragen spürt Ludwig Laher, dessen Wiege übrigens in Linz stand, auf nachdenkliche aber auch durch köstliche Anekdoten gewürzte Art nach.

(Rundschau, meinbezirk.at)

Ludwig Lahers neues Buch widmet sich der Anziehungskraft früh verlassener Geburtsorte prominenter Persönlichkeiten. Lahers geistreicher, kurzweiliger sowie vielschichtiger literarischer Essay spürt unter anderem der Frage nach, was es mit der vielbeschworenen Aura solcher Schauplätze auf sich hat. Wie gehen die Kommunen damit um? Welche Blüten treiben merkantile und/oder politische Erwägungen? Warum ziehen diese bloßen "Windelorte" überhaupt Neugierige an? Wie äußern sich die ehemaligen "Windelträger" selbst zu diesen, wenn sie es denn tun?

(Manfred Fischer, Oberösterreichische Nachrichten)