logo_heiter

O du mein Österreich
(K)eine Lobeshymne
Salzburg 2024


151 Seiten, 13,5 x 19,5 cm
Hardcover


€ 20.00
ISBN: 978-3-7025-1141-8
Pustet

 

Zum Buch:

Hymnen. Sakrosankte Identifikationssymbole jeweiliger Bevölkerungen? Aus der Zeit gefallener, pathetischer Schwulst? Wo sie zwischen diesen beiden Polen anzusiedeln sind, welch problematische Schöpfer etliche von ihnen haben und wie damit von offizieller Seite umgegangen wird, untersucht das vorliegende, von Christoph Janacs, Ludwig Laher und Gerhard Ruiss herausgegebene Buch.
Österreich nennt acht Landes- und eine Bundeshymne sein Eigen. Fünf davon wurden von engagierten NS-Parteigängern und/oder radikalen Antisemiten komponiert oder getextet. Zwei weitere – vor dem Untergang der Monarchie verfasst, aber erst danach zu Hymnenehren gelangt – erheben territoriale Ansprüche auf längst verlorene Gebiete. Die Bundeshymne, jüngst im Hinblick auf ausgewogenere Geschlechterrepräsentanz angetastet, lässt uns jetzt jubeln. Aber nicht, weil die Neufassung so gut gelungen wäre.
Wie Fahnen oder Hoheitszeichen genießen Hymnen einen besonderen Schutz, für den das Strafrecht einen speziellen Paragraphen vorsieht. Wer sie herabwürdigt oder verächtlich macht, muss sogar mit Gefängnis rechnen. Nur, was heißt das? Auch darüber lohnt es sich nachzudenken. Begleiten Sie die Autorinnen und Autoren auf einer kurzweiligen, spannenden Reise durch die Hymnenlandschaft Österreichs voller Abgründe und Flachstellen.
Ludwig Laher hat die Essays zur Bundeshymne sowie jene zu den Landeshymnen Oberösterreichs und Salzburgs verfasst.

 

folgen


Kritikerstimmen:

Es geht in dem Buch darum, an scheinbar in Stein gemeißelten Lobliedern zu rütteln, längst notwendiges Nachdenken über den zeitgemäßen Umgang mit dem pathetischen Singsang anzustoßen. (...) "O du mein Österreich" ist ein Buch, das ohne Vibrato der Empörung auskommt - und gerade deshalb Wucht und Wirkkraft entfaltet. Wer nach der Lektüre nicht den Wunsch verspürt, zumindest den einen oder anderen Landeslobgesang nachhaltig infrage zu stellen, dem ist nicht mehr zu helfen. (...) Es ist vor allem die toxische historische Schlacke, die so erdrückend auf den Zeilen der Bundesländerlieder lastet: Fünf Landeshymnen wurden von engagierten Parteigängern des nationalsozialistischen Regimes respektive von radikalen Antisemiten komponiert oder getextet; in zwei dieser Kompositionen, vor dem Untergang der Monarchie verfasst und später in den Rang von Landeshymnen erhoben, finden sich noch immer territoriale Ansprüche auf längst verlorene Gebiete.

(Wolfgang Paterno, Profil)

Müssen wir echt noch einmal über die Bundeshymne reden? Ja, fordert ein neues Buch - und räumt mit den musikalischen Lebenslügen der Republik auf. (...) Die Bandbreite der Verfehlungen ist groß: vom klassischen Selbstbetrug und historischen Ungenauigkeiten, die fast jede Hymne in sich trägt, über Deutschtümelei bis zu Komponisten oder Textern, die nicht gerade überzeugte Österreicher, dafür aber umso glühendere Nazis und/oder Antisemiten waren. (...) Weil die IG Autoren 2023 eine Neufassung forderte, berief Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) eine Kommission ein. Das Ergebnis: Zwar habe Ginzkey ein "problematisches Naheverhältnis" zum Nationalsozialismus gepflegt. Aber, so drückte es Mikl-Leitner aus: "Unsere Hymne bleibt unsere Hymne, und die lassen wir uns nicht umtexten." Wer O du mein Österreich gelesen hat, wird eh bezweifeln, dass dabei etwas Sinnvolles herausgekommen wäre.

(Christian Bartlau, DIE ZEIT)

Der staatliche Neuanfang Österreichs wurde nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer neuen Bundeshymne bekräftigt, die bis heute als identitätsstiftend gilt. Bei großen Sprotereignissen wird die Hymne gesungen, jedes Volksschulkind lernt die Bundes- und die Landeshymne. Aber viele dieser Liedtexte und ihre Verfasserinnen und Verfasser sind umstritten, das ist der Befund des Autors Ludwig Laher im neuen Buch "O du mein Österreich".

(Sophie Weilandt, ORF, Zeit im Bild)

Mitten in der "Leitkulturdebatte mit der Frage, was normal ist und was uns ausmacht", hat die IG Autorinnen Autoren im Vorjahr eine "Hymnen-Initiative" gestartet und Kritik an den historisch belasteten Landeshymnen (...) geübt. Nun geht man mit der Publikation "O du mein Österreich. (K)eine Lobeshymne" den nächsten Schritt. (...) In Oberösterreich steht der Verfasser des Textes, Franz Stelzhamer, als "radikaler Antisemit", der sogar den Genozid an den Juden befürwortet habe, im Fokus. In Niederösterreich geht es um den Verfasser Franz Karl Ginzkey, der als Befürworter der Bücherverbrennung gilt.

(Sonja Harter, APA, Salzburger Nachrichten)

Ein informatives und amüsantes Buch zum bevorstehenden österreichischen Nationalfeiertag am 26. Oktober: Wer weiß schon, dass der Autor des einst so beliebten und heute aus rassistischen Gründen verpönten Kinderbuches „Hatschi Bratschis Luftballon“ auch der Schöpfer der niederösterreichischen Landeshymne war („Oh Heimat dich zu lieben getreu in Glück und Not“)? Franz Karl Ginzkey war nur einer der, oft durch die Nähe zum NS-Regime belasteten, Texter der diversen Landeshymnen in Österreich. (...) Bei vielen der Hymnen fehlt bis heute die kritische Aufarbeitung. Christoph Janacs, Ludwig Laher und Gerhard Ruiss stellten sich in dem kleinen, feinen Sachbuch „O du mein Österreich. (K)eine Lobeshymne“ dieser Aufgabe.

(Katin Waldner-Petutschnig, Kleine Zeitung)

1965 erhielt Niederösterreich seine erste Landeshymne. Die Melodie stammt von Ludwig van Beethoven, den Text "Oh Heimat dich zu lieben" verfasste Franz Karl Ginzkey, ein glühender Anhänger des Nationalsozialismus. (...) Bereits im vergangenen Jahr forderte die IG Autorinnen und Autoren in einem offenen Brief an die Landeshauptleute von Nieder- und Oberösterreich, Kärnten und Salzburg Änderungen der historisch belasteten Landeshymnen. Die niederösterreichische Landesregierung erklärte daraufhin, dass der Text von Ginzkey an sich ja keine antisemitischen oder fremdenfeindlichen Andeutungen enthielte. (...) Doch so leicht lassen sich Werk und Autor nicht trennen, meint Gerhard Ruiss. (...) Franz Stelzhamer befürwortete in seinem Judenessay bereits Mitte des 19. Jahrhunderts den Genozid an den Juden als probates Mittel zur Bekämpfung dieser veremitlichen Menschheitsplage. (...) Hymnen dürfen ein Ablaufdatum haben. In einem Land voller Musikerinnen udn Dichter wie Österreich sollte es möglich sein, neue oder veränderte Werke zu schaffen, die wiederum die nächsten 100 Jahre Bestand haben. Das meinen Christoph Janacs, Ludwig Laher und Gerhard Ruiss.

(Hannah Balber, ORF, Leporello)

Neben der Bundeshymne werden in O du mein Österreich auch die ungleich problematischeren Landeshymnen untersucht. Mit Ausnahme von Wien finden sich dabei unter acht patriotischen Liedern fünf, bei denen nicht nur textlich, sondern auch hinsichtlich der Autoren erhebliche historische Belastungen zu verzeichnen sind.

(Christian Schachinger, DER STANDARD)

Ludwig Laher (...) gibt gemeinsam mit Christoph Janacs und Gerhard Ruiss das Buch "O du mein Österreich. (K)eine Lobeshymne" heraus. Weitere Beiträge mit aktuellen Rechercheergebnissen zum Zustand der österreichischen Hymne(n) stammen von Walter Fink, Evelyn Schalk, Brigitte Scott und Alexia Stuefer.

(Manfred Fischer, Oberösterreichische Nachrichten)

Das ist das Besondere an diesem Buch: Wie gut es recherchiert ist und wie viele Informationen man erhält. Dass es nicht polemisiert, sondern Fakten liefert. (...) "O du mein Österreich" (...), ein Buch, das man wirklich lesen sollte, und zwar sorgfältig jedes Kapitel. Es ist sehr viel Lesenswertes enthalten.

(Astrid Nischkauer, Literadio)

Süffisant könnte man sagen: Jede Landeshymne hat zeitgeschichtlichen Dreck am Stecken. Einmal kommen Fügungen aus dem Ständestaat durch, dann drängt sich ein Vaterland mit falschem Geschlecht in den Vordergrund, ein gelungener Abwehrkampf bietet die Matrix für eine Lobeshymne, an anderer Stelle bietet ein ehemals großes Landesgebiet Aussicht auf eine größenwahnsinnige Politik.

(Helmuth Schönauer, Gegenwartsliteratur)