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Roman
I nnsbruck – Wien 2005


205 Seiten, 13 x 21 cm
Hardcover mit Schutzumschlag

€ 17,90, SFr 30,80
ISBN: 3-85218-465-7
Haymon Verlag

Zum Buch:

ludwig Lahers neuer Roman ist die Geschichte einer Kindheit. Der Autor wählt so ungewöhnliche wie unterschiedliche Perspektiven, um die ersten fünfzehn Lebensjahre eines Ich-Erzählers zu vergegenwärtigen. Der ist knapp 48 und damit genauso alt wie sein Vater, als dieser an einer schweren Krankheit stirbt. Monate zuvor hat er dem Sechsjährigen seinen baldigen Tod angekündigt und ihn gebeten, Verantwortung für die Mutter und die kleine Schwester zu übernehmen. Unter dem Druck dieser Bürde wächst das Kind heran und "folgt" dem toten Vater in dessen umgearbeiteten Anzügen aufs Wort. Während die Mutter den Verstorbenen mehr und mehr idealisiert, werden Risse im Heiligenschein sichtbar, Widersprüche, Verschwiegenes und Erlogenes. Vielschichtig baut der Autor dieses ereignisreiche Familiendrama vor dem Leser auf, auch wenn er bewußt und diskret alles Spektakuläre vermeidet. Umso mehr Wert legt er auf die akribische Zeichnung der zeitgeschichtlichen und psychologischen Hintergründe. "Folgen" ist deshalb auch ein Stück detailreich beobachteter Alltagsgeschichte der fünfziger und sechziger Jahre. Doch Ludwig Laher spannt den Bogen noch viel weiter, zurück bis zur Generation der Großeltern in die Zeit des Ersten Weltkriegs und herauf bis ins Jahr 2004, alles wird Gegenwart, ist aufeinander bezogen, hängt zusammen mit den fünfzehn Jahren Kindheit im Zentrum des Romans. "Folgen" ist keines jener zahlreichen Abrechnungsbücher mit der Elterngeneration, sondern der Versuch, einen schwierigen Einstieg ins Leben radikal zu beleuchten, die Folgen zu analysieren und spürbar zu machen, ohne sich der Versuchung hinzugeben, vorschnell und bequem zu urteilen. Lange vor der Zeit zum Erwachsenen befördert, sieht sich das Kind von den Resultaten traumatischer Familienereignisse in die Pflicht genommen, deren es sich nur zum kleinen Teil bewußt ist.

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Kritikerstimmen:

lach seinem Roman "Herzfleischentartung" über ein NS-Arbeitslager, nach ungewöhnlichen Künstlerbiographien  (...) hat der oberösterreichische Autor Ludwig Laher nun ein sehr persönliches Buch über eine Vater-Sohn-Beziehung geschrieben, keine Abrechnung, sondern einen berührenden Monolog, gerichtet an den toten Vater. (...) Folgen, so der vieldeutige Romantitel, verweist einerseits auf das Verfolgen dieser eigenen Lebensgeschichte zurück in die Kindheit, aber auch auf das Befolgen der letzten väterlichen Bitte, er, der Sechsjährige möge doch jetzt der Herr im Haus sein und die Verantwortung für die Mutter und die kleine Schwester übernehmen.

(Doris Glaser, Österreich 1)

lücher über die eigene Kindheit stellen an den Autor hohe Anforderungen im Umgang mit der Erzählperspektive. Ist es der 47-Jährige, der da aus großer Distanz zurückblickt, oder erleben wir die erzählte Welt aus der Perspektive des Kindes? Ludwig Laher hat sich für eine Teils-teils-Lösung entschieden. Das ist nicht ohne Risiko, aber Laher meistert diese Aufgabe sehr überzeugend. Und nicht nur diese. "Folgen" ist ein stilistisch schönes und intelligentes Buch, dem auch die menschliche Reife seines Verfassers zu entnehmen ist. Ludwig Laher meldet Kritik an, ohne die Menschen zu diffamieren, die ihm einmal nahe waren. Er versucht sie aus ihrer üblichen menschlichen Begrenztheit zu begreifen, ohne sie zu rechtfertigen oder gar zu verklären. Und er entwirft - ausgehend von der Geschichte des Linzer Kindes, das er einmal war - eine alltagsgeschichtliche Skizze der Fünfziger- und Sechzigerjahre, die das Buch nicht nur zu einem Lesevergnügen, sondern auch zur informativen regionalgeschichtlichen Quelle machen.

(Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten)

laher, der zuletzt mit den wohlrecherchierten Romanen "Herzfleischentartung" und "Aufgeklappt" Aufmerksamkeit erregte, hat also einen Vaterroman geschrieben, der gerade im Sterben des Vaters nach den Bedingungen für das Leben des Sohnes forscht. Von vielen Vaterromanen der letzten Jahre unterscheidet "Folgen" sich angenehm dadurch, dass Lahers autobiografischer Ich-Erzähler dem Vater nicht selbstgerecht den nachgetragenen Prozess macht. Dabei geht es auch dieser Sohn keineswegs unkritisch an, tadelt er den Vater doch für mancherlei; etwa für die Feigheit, mit der er Problemen stets aus dem Wege ging, was übrigens dazu führte, dass seine Familie nahezu unversorgt hinterblieb. (...) Die Mutter bewahrte ihm gleichwohl bis zu ihrem eigenen Tod, vier Jahrzehnte später, ein geradezu verliebtes Angedenken. Der Sohn erkennt, dass er seine und die Geschichte des Vaters nicht begreifen kann, ohne diese unbegreifliche, über den Tod hinaus beständige Liebe zu würdigen. Aus dem Vaterroman wird so ein Mutter-, ein Liebesroman, den Laher mit gleich viel Dezenz wie insistierendem Interesse an den Eltern erzählt. Es ist merkwürdigerweise dieser kritische Respekt, der den Sohn befähigt, nicht in der Abhängigkeit des Gehorsams oder der Empörung zu verharren, sondern sich von den Eltern zur eigenständigen Persönlichkeit zu emanzipieren. Diszipliniert versagt Laher sich alles Spektakuläre, die grossen Gesten der Anklage und Empörung, die skandalträchtigen Enthüllungen, den expressiven Stil des gekränkten Kindes, das den Eltern endlich doch dahinterkommt, dass sie weder Engel noch Helden waren. Ruhig, reflektiert, präzise wird stattdessen eine Kindheit in der österreichischen Provinz erzählt, von den fünfziger und sechziger Jahren, die aus der Not des Nachkriegs nur langsam zur Prosperität führten - und von der Trauer um einen widersprüchlichen Menschen, der in seiner Familie gerade dadurch präsent blieb, dass er ihr fehlte.

(Karl-Markus Gauß, Neue Zürcher Zeitung)

lit der heimischen Zeitgeschichte hat sich der gebürtige Linzer Ludwig Laher schon immer intensiv auseinandergesetzt. Kein Wunder also, dass der 49jährige Autor in seinem jüngsten Roman "Folgen" vor allem die 1950er- und 60er-Jahre thematisiert. Er zeichnet ein detailgetreues Bild der damaligen Alltagsgeschichte mit all ihren spießbürgerlichen Erscheinungsformen. Laher schildert das Erwachsenwerden aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Kurz bevor der Vater stirbt, bürdet er dem Sohn noch die Verantwortung für das Familienwohl auf. Laher vermeidet aber simple Denunziationen und vorschnelle Verurteilung der Elterngeneration ebenso wie unkritische Verklärung.

(Gerhard Dorfi, DER STANDARD)

lahers Folgen erzählen vom schwierigen Handwerk des Lebens, um mit Cesare Pavese zu reden. (...) Ludwig Lahers jüngster Roman teilt weder die Larmoyanz von Kafkas Brief an den Vater noch Niklas Franks Vater-Demontage. Er nimmt den Älteren, dem er nun in Augenhöhe begegnet, bei der Hand und beginnt, von früher zu erzählen. In der postumen Auseinandersetzung ergreift der einst passiv Erduldende die befreiende Initiative und verschafft sich schreibend Klarheit über vergangene Geschehnisse. Folgen erscheint in dieser Sicht als fulminantes Plädoyer für die Eigenverantwortlichkeit und den unzerstörbaren Glücksanspruch des Einzelnen. Manche behaupten, die Vergangenheit höre nie auf. Andere sagen, es gebe Auswege aus ihr. Lahers berührende Prosa handelt davon.

(Walter Wagner, Literatur und Kritik)

laher ist ein genauer Beobachter, der Verschwiegenes unaufgeregt bloßlegt. Er dekonstruiert die (Über-)Lebenslügen und -konstrukte der handelnden Personen ohne sie zu denunzieren und zeigt, - der Titel des Werks legt dies bereits nahe - wie sehr Vergangenheit und Gegenwart einander bedingen. Fast distanziert berichtet er von den Ungeheuerlichkeiten des Alltags, von denen alle Beteiligten so tun, als wären sie normal. "Magst du einen Pudding mit Himbeersaft?" (S. 13), fragt die Mutter den Sohn, nachdem ihm der Vater seinen bevorstehenden Tod angekündigt hat. Laher erzählt nicht nur die Geschichte des Vaters, der Mutter, des Sohnes (die Tochter nimmt ungleich weniger Raum ein), sondern zeichnet auch ein Sittenbild der 50er- und 60er-Jahre. Natürlich werden dabei Heinz Conrads und "Autofahrer unterwegs" erwähnt - Lahers Verdienst ist es jedoch, nicht im Name-Dropping stecken zu bleiben, sondern mit wenigen Worten und fern von Nostalgie bzw. Abrechnung die Lebenshaltung einer Epoche deutlich zu machen. "Folgen" besticht durch einen ungekünstelten Sprachfluss, den sparsamen Umgang mit Metaphern und eine persönliche und gleichzeitig doch auch distanzierte Erzählweise. Ein überaus empfehlenswertes Buch.

(Barbara Angelberger, literaturhaus.at)

lie Geschichte einer Kindheit erzählt Ludwig Laher in seinem neuen Roman "Folgen". Der in St. Pantaleon lebende Schriftsteller wählt darin unterschiedliche Blickwinkel, um die ersten 15 Lebensjahre eines Ich-Erzählers zu schildern. Und dieser Erzähler ist 48 Jahre und damit gleich alt wie dessen Vater, als dieser an einer schweren Krankheit stirbt. (...) Laher spannt in seinem Roman einen zeitlichen Bogen, zurück zu seinen Großeltern in die Zeit des Ersten Weltkriegs und herauf bis ins Jahr 2004, er zeichnet zudem die zeitgeschichtlichen und psychologischen Hintergründe der fünfziger und sechziger Jahre sorgfältig und minutiös nach.

(Hans Peter Gamsjäger, Braunauer Rundschau)

ludwig Lahers klare, unaufgeregte, sehr präzise Sicht auf die Jahre der Kindheit und Adoleszenz in den späten 50er und 60er Jahren konterkariert mit dem reflektierenden Bewusstsein des 48jährigen Erzählers, führt mit sensibler Genauigkeit in das Herkommen des Erzählers und seiner Generation und liefert dabei auch ein Stück österreichische Sozial- und Mentalitätsgeschichte. Die formale, inhaltliche und sprachliche Durchgearbeitetheit des Textes erzeugt seine hohe Poetizität, bei der jedes erzählte Detail passt, von den Mittwoch-Kasperlsendungen im Fernsehen oder Heinz Conrads Radiosendung "Was gibt es Neues" beim sonntäglichen Familienfrühstück bis zur Kälte beim Ministrieren. Der frühe Tod des Vaters und seine Folgen für das Kind, Angelpunkt des Romans, bestimmen die unsentimentale Erinnerungsarbeit an einen Buben, der in der Familie die Rolle des "offiziell eingesetzten Thronfolgers" annehmen muss und mit "Verpflichtung und Verantwortung, weißem Hemd, Krawatte oder Mascherl in Vaters umgearbeiteten Anzügen" steckt. Der leise, reflektierte Ton sorgt für die dichterische Genauigkeit des gesamten Textes.

(Markus Kreuzwieser, Lynkeus)

lit "Folgen" ist nun auch Ludwig Laher in die lange Reihe derjenigen Autoren getreten, die eine als Roman getarnte Schilderung ihrer Kindheit vorlegen. Da ist man gespannt. Denn mit dem außerordentlichen Roman "Herzfleischentartung" (2001) über die Geschichte eines nahe St. Pantaleon (OÖ) gelegnen NS-Arbeitslagers für Sinti und Roma, in dem Laher auf sehr bemerkenswerte Weise mit Schreibweisen aus der Sicht der Täter experimentierte, hat er höchst eindrucksvoll demonstriert, dass er selbst vielfach bearbeiteten literarischen Themen neue Wege weisen kann. "Folgen" ist, in der Nachfolge Kafkas, eine einziger, langer "Brief an den Vater", ein literarischer Nachruf an den qualvoll durch Nierenkrebs verstorbenen Erzeuger. (...) Indem Lahers Buch einen Eindruck davon vermittelt, mit welchen Vorurteilen und finanziellen Problemen die allein erziehende Mutter zu kämpfen hat, vermittelt es auch ein anschauliches Bild österreichischer Sozialgeschichte in den sechziger Jahren.

(Uwe Schütte, Wiener Zeitung)

llles andere als poppig ist auch Ludwig Lahers bei Haymon erschienener Roman "Folgen", der die Geschichte eines schwierigen Erwachsenwerdens aus der Sicht des Sohnes schildert. (...) "Irgendwann flutscht man in diese Welt, irgendwann nimmt man sie bewusst war, irgendwann setzt die Erinnerung ein." Mit diesen Worten beginnt eines der interessantesten Kapitel aus "Folgen", in dem in Proust'scher Manier - anhand anekdotischer Erzählungen - über Identität, Bewusstsein und Erinnerung nachgedacht wird. Mit der Erinnerung ist bei Laher (Jahrgang 1955) natürlich auch das Erinnern angesprochen, das aus dem "Niemals vergessen!" gefolgt ist.

(Nicole Katja Streitler, Falter)

ler oö. Autor Ludwig Laher legt mit „Folgen“ sein bisher persönlichstes und ein höchst lesenswertes Buch vor. (...) Wie schon in seinen sensiblen Künstlerbiografien gelingt es Laher, seinen Protagonisten gerecht zu werden, auch wenn es diesmal um die eigene Familie, ihre Widersprüchlichkeiten und vor allem auch um das zeitgeschichtliche Umfeld geht: das Oberösterreich der Fünziger- und Sechziger-Jahre, das bei vielen Leserinnen und Lesern auch die eigenen Erinnerungen wach werden lässt. So ist „Folgen“ auch keine selbstgerechte Abrechnung mit dem Vater oder gar zur Diffamierung geworden. Sondern vielmehr ein — auch sprachlich und handwerklich — höchst gelungener Versuch, die Schatten einer schwierigen Kindheit mit literarischen Mitteln aufzulösen und endgültig hinter sich zu lassen. 

(Birgit Thek, Neues Volksblatt)

lolgen", der aktuelle Roman des Schriftstellers Ludwig Laher, wurde sofort nach seinem Erscheinen zu einem großen Erfolg. Seit zwei Monaten führt das Werk die Bestenliste der Oberösterreichischen Nachrichten an, Leser wie Kritiker sind gleichermaßen begeistert. "Folgen" erzählt die Geschichte einer Kindheit, einer Weltaneignung. Der Autor hat in diesem Roman genau hingeschaut, wie unter gewissen Bedingungen (die für das Kind eigentlich nicht so gut waren) ein Leben startet. Als belletristischer Text ist "Folgen" keine Autobiographie, freilich fußt das Erzählte aber auch im eigenen Erleben des Autors.

(Gerald Ecker, Tips)

lin 48-jähriger Ich-Erzähler reflektiert seine ersten 15 Lebensjahre zwischen der Mitte der 50er- und Anfang der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Er führt dabei einen ständigen Diskurs mit seinem früh verstorbenen Vater, bis er sich von dessen Bild lösen kann. Diese Kindheit und Jugend in Linz ist alles andere als unproblematisch, spielt sich aber trotzdem in familiärer Geborgenheit ab. Die "Folgen", die der Erzähler analysiert, sind kein "Blick zurück im Zorn", sondern eine Alltagsgeschichte mit offenbar autobiographischen Bezügen. Sie ist wenig spektakulär, aber menschlich berührend und dazu noch von literarischer Qualität.

(Peter Vodosek, ekz-Informationsdienst)

Ein 48jähriger Ich-Erzähler geht seiner Kindheit nach, die vor allem durch den Tod des Vaters, als dieser ebenso alt war wie er jetzt, einen dramatischen Einschnitt erlebte. (...) Der Icherzähler, der sehr nahe an der Person des Autors angesiedelt sein dürfte, schlägt jedoch kaum je einen vorwurfsvollen Ton an. Die Eltern, die Großeltern, die Zeit waren eben so, wie sie waren, scheint er sagen zu wollen. "Folgen" bleibt auch nicht im Aufrechnen und Aufdecken von Familiengeschichte und Familiengeheimnissen stehen, wie viele andere "Kindheitsromane". Der Autor schildert ein detailreiches Stimmungsbild der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts in Linz. Oft nahezu nebensächlich sind genaue Beschreibungen von etwa Kinderspielen, Freizeitaktivitäten, Kleidung oder Essen eingebaut, die dazu angetan sind, bei LeserInnen, welche die Zeit selbst erlebt haben, eigene Erinnerungen aufsteigen zu lassen.

(Waltraut Kovacic, Literarisches Forum