Kritikerstimmen:
edes einzelne dieser sechzig Gedichte verblüfft und
erwischt den Leser, durch die jeweilige Aussage ebenso wie dank einer
Sprache, die es schafft, alte Wortbilder aufzubrechen und neue Bedeutungen
anzubieten. (...) Der rote Faden ist dabei unverkennbar Lahers ausgeprägte
Sprach- und Formulierungskunst. (...) 19 Anagrammgedichte finden sich in
diesem Buch. Sie sind nicht nur originell, sondern oft auch verblüffend
stimmig. So wird zum Beispiel aus "zahn der zeit" "zaeh ritzend". (...) Was
Ludwig Laher mit diesem Buch auch zeigt, Lyrik kann sowohl Spaß machen wie
berühren, sie ermöglicht es, Neues in Bekanntem zu entdecken, und sie findet
Worte für das Unsagbare.
(Karin Buttenhauser,
ORF)
eine Version des Johannes-Evangeliums
(...) demonstriert, von welch wertvollem Gehalt konventionelle Lyrik sein
kann. "im anschlag war das / gewehr und das gewehr / war auf einem hügel",
schreibt Laher, "von dort fadenkreuzigte er einen / (...) / und er sah daß
es geil war und / brach das brot und soff den schnaps." So lange Laher den
Krieg auf dem Balkan bearbeitet, wirken Lentz' Texte wie Bastelarbeiten aus
dem Kindergarten der Poesie.
(Martin Droschke, Falter)
n drei Zyklen konfrontiert sich hier
ein risikobereiter Verstand mit dem Phänomen der Gewalt und seiner
Inszenierung. Schockierend und erhellend, was anagrammatische Arbeit an den
Begriffen und nüchterne Ehrlichkeit hervorbringen. In Zeiten wie diesen eine
notwendige Lektüre.
(Helmut Sturm, Salzburger Nachrichten)
ie das Grauen in Sprache gießen? Ohne
es zu verharmlosen? Ohne durch die Sprache den Blick auf die Opfer zu
verstellen? Allenfalls noch durch Poesie. Kleinste Lautverschiebungen, aus
"Bestialitäten" werden "berstialitäten", festgehalten von einem "kriegsberichterstotter".
(...) Höchst konzentriert auch die Arbeit Lahers im zweiten Teil. Anagramme,
zum Teil verblüffende Wortneuschöpfungen, aus "samt und sonders" wird "massenttodsrund",
wird "rassentodsmund".
(Christian Pichler, Oberösterreichische
Nachrichten)
n dem im Frühjahr 2003 erschienenen
Gedichtband "feuerstunde" thematisiert Ludwig Laher einen "klimawandel"
(S.59) in der Gesellschaft, der auf "dreckige wortschwälle" und "sprachgeröll"
zurückzuführen sei, also auf einen vor allem katastrophal medienverseuchten
Umgang mit der Sprache. Am Ende des Texts wird die Frage nach dem Verbleib
"freiwilliger helfer" aufgeworfen, die wie nach einem Murenabgang für
geistige Aufräumarbeiten sorgen sollen. Das ist nicht zuletzt als ein Appell
zu verstehen, endlich mehr gesellschaftspolitische Macht an die Poeten zu
delegieren.
(Arno Rußegger, literaturhaus.at
as Buch trägt den Untertitel "gedichte aus nah und inferno", es beginnt mit einer Genesis aus dem Miltitärischen heraus, das und heute erneut näherrückt: "im anschlag war das / gewehr und das gewehr / war auf einem hügel". Der Doppelmoral der Täter, die "die unschuld / von ihren händen waschen" (immerhin im Enjambement) stehen ungewöhnlcihe Zusammensetzungen gegenüber, die Schrecken und Grausamkeit verstärken wie "urangeschoßverdauungsgestört". Die Lektüre zwinge in die Schrecken der Bilder, beobachtet Petra Ganglbauer und schätzt ein "radikales und mutiges sprachliches, politisches und sozialkritisches literarisches Vorgehen".
(Kleus Zeyringer, Volltext) |